1947 -1955

Der Neuanfang 1946

Nach Aussagen von Sportfreund Lothar Kickeritz, haben er und Erwin Weinschenk den Verein 1946 neu gegründet. Erwin Weinschenk stammte aus Münschhausen bei Stuttgart. Er wurde durch eine schwere Kriegsverletzung in ein Lazarett nach Gera verschlagen. Die Nutzung des Bootshauses hinter der Filmbühne wurde ihnen nicht mehr gestattet. Bei der BSG Fortschritt Gera Zwötzen wurde ihnen der Hohlraum unter der Turnhalle zum unterstellen der Boote zugewiesen. Der Hohlraum musste erst auf Stehhöhe ausgeschachtet werden. Die Erde wurde im Bereich der heutigen Freizeitanlage abgelagert. Der entstandene Raum entsprach der Größe des heutigen Aufenthaltsraumes. Der Eingang war auf der Giebelseite des Hauses durch den Keller. Im April 1947 wurde auf Initiative von Lothar Kickeritz, die Tür, so wie sie heute noch ist, hinein gebrochen.

Erwin Weinschenk war der Vereinsvorsitzende und Trainer der neuen Sportart „Kajak – Slalom“. Hermann Schättler war für das Kanuwandern zuständig.
Der Besuch von Kajak – Slalom – Lehrgängen in Hartenstein (Mulde) und im Steinicht (Weiße Elster), und die außergewöhnlich große Anzahl von Talenten, ließ sie bald zu den führenden Vereinen in der damaligen Ostzone aufschließen.
Das Bootsmaterial für Wettkampf und Wandersport bestand anfangs aus normalen Wanderfaltbooten, die den Krieg überlebt hatten. Mehrere Sportfreunde mussten sich ein Boot teilen. Erst später bekamen sie, wie alle anderen Vereine auch, die Faltboot Slalomboote von der Bootsbaufirma Horst Hartung aus Halle.

Erwin Weinschenk
Die Sportart Kanu-Slalom

Kanu- Slalom ist eine verhältnismäßig junge Sportart. Berichten aus älteren Kanusport Zeitungen der DDR zufolge, gehörte Rudi Landgraf aus Zwickau zu den Initiatoren im Mitteldeutschen Raum. Er war es, der 1936, nachdem er über Slalom Wettkämpfen auf dem Wasser in der Schweiz gelesen hatte,
sofort daran ging, auch in Deutschland diese Sportart zu entwickeln. Sie nannte sich damals Kajak- Slalom.
Im Frühjahr 1936 wurde der erste Deutsche Kanu-Slalom in Zwickau ausgetragen. 1937 folgte der erste Internationale an gleicher Stelle.
Auch in München entwickelte sich Kanu- Slalom, durch Theo Bock und Carl Josef Luther, zu dieser Zeit zu einer Slalom Hochburg.
Nach und nach verbreitete sich die Sportart auch im Flachland, wo nicht unbedingt Wildwasser anzutreffen ist.
1949 fanden in Genf (Schweiz) die ersten Weltmeisterschaften statt.
In Gera wurde nach dem 2. Weltkrieg begonnen, Kanu- Slalom zu betreiben. Erwin Weinschenk war dabei Initiator, Organisator und Trainer zugleich.
Der erste Slalom Wettkampf fand am 7. Mai 1950 am Liebschwitzer Wehr statt.

Dieses Bild entstand ca. 1947

Erfolge der aus Gera stammenden Sportler von der Ära Weinschenk:

– Karl Schröder wurde 10 x Deutscher Meister und einmal Weltmeister
– 2. Platz Arkansas River Rennen, 1. Platz WW- Fraser- Rennen in Kanada, 260 km
– 1968 „Silbernes Lorbeerblatt“ durch Bundespräsident verliehen (Höchste Sportauszeichnung)
– Sigrid Schneider wurde mehrfache DDR Meisterin und einmal gesamt Deutsche Meisterin.
– Gudrun Krieger und Gertrud Sellner wurden beide DDR Jugendmeister.

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Leider habe ich beim schreiben dieser Zeilen nicht den Einblick in die Liste der damaligen Erfolge. Da kommt mir die Statistik von Rudi und Lona Landgraf zu Hilfe, die das eigentliche Gerüst dieser Chronik bildet. Aus der jährlichen Auswertung dieser Statistik ist zu erkennen, welchen Stellenwert die einzelnen Vereine haben. Aber ich habe auch Artikel von Wettkämpfen, Meisterschaften, national und international gefunden, wo Namen wie Karli Schröder, Siegried Schneider, Gudrun Krieger, Wolfgang Römer, Werner Poser, Rudi Rothe, Gertrud Sellner, alle Gera, auftauchen. Auch Rosi Riedel geb. Krüger gehört unbedingt zu der erfolgreichen Ära dazu, machte sie doch als erste Frau in der DDR die Kenterrolle. Sie war die Einzige, die dem Verein bis an ihr Lebensende treu geblieben ist. Aber auch von vielen schönen Wanderfahrten wurde mir berichtet, von Schmilka an der Elbe bis zur Ostsee wurde die DDR auf dem Wasserwege erwandert. Ab dem Jahr 1954 werden die Eintragungen in den Statistiken von Rudi Landgraf, was den Verein Fortschritt Gera betrifft, seltener. Einige Sportfreunde sind nach den „Westen“ gegangen, einige sind in andere Städte umgezogen. Einige Sportfreunde, wie Hermann Schättler, Siegfried und Brigitte Hirsch und Gudrun Krieger, gingen in den neu gegründeten Verein von Herbert Öser nach Wünschendorf. Dabei waren noch vereinseigene Boote da. Der Vereinsvorsitzende Erwin Weinschenk war auch noch im Amt. Zugegeben, das Hochwasser 1954 hatte viel Schaden angerichtet. Meiner Meinung nach, war es aber nicht allein Schuld, an den Auflösungserscheinungen der Abteilung. Das Bootshaus wurde auch wieder flott gemacht. Ich kam im Sommer 1955 zum Verein und traf da Hans Frey, Gertrud Sellner, und noch einige, an deren Namen ich mich nicht erinnere. Ich glaube, es war der Mangel an Jugendlichen, die hätten weitermachen können, als die älteren Sportfreunde gingen. Ich trainierte mit dem Rest der Truppe, ohne im Verein angemeldet zu sein, noch ca. 4 Wochen mit. Dabei paddelten wir meist zum Debschwitzer Wehr. Die Schäden vom Hochwasser 1954 waren noch nicht restlos beseitigt. Das Wasser floss links am Wehr vorbei durch den defekten Damm der Umflutrinne, wobei ein für unsere Verhältnisse zünftiges Wildwasser entstand. Dann ging Gertrud Sellner (Seele) auch nach dem Westen (später nach Amerika) und Hans Frey beendete seine Kanulaufbahn. Ich paddelte noch Erwin Weinschenks Privatboote vom Bootshaus zu seinem Garten in Taubenpreskeln, wo er sich einen Bootsschuppen gebaut hatte. Am 1. Juli 1956 meldete ich mich mit Gerda beim Kanuverein in Wünschendorf an. Kurze Zeit später verschenkte Erwin Weinschenk die noch verbliebenen Vereins – Slalom – Boote dem Verein in Wünschendorf. Ich glaube es waren 4 Kanu – Slalom – Faltboote der Firma Hartung sowie ein Gerüst und ein starrer Renneiner.

Eine große Ära in der Geschichte des Kanusports des damaligen Vereins war zu Ende.

Der Verfasser dieser Chronik hatte 1955 den ersten Kontakt zum Verein Fortschritt Gera. Das Bild zeigt ein Slalomfaltboot von der Firma Horst Hartung, 4,2 m lang, noch mit spitzer Sitzluke. Das Beste, was es damals zu dieser Zeit gab.

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